Kurz vor
Weihnachten, am 13. Dezember, wird das Fest der
Lichterkönigin Lucia gefeiert. Der Name stammt von einer
syrakusischen Schutzheiligen, die im Jahre 303 den
Märtyrertod gestorben sein soll.
In der Mitte
des 18. Jahrhunderts führte man dieses Fest auf einen
neuen, mit alten Traditionen vermischten Brauch zurück.
Danach sollte die Lucia, mit einem Lichterkranz im Haar,
gefolgt von einer Schar Jungfrauen und anderen verkleideten
Begleitern, den Sieg des Lichts über die Dunkelheit
symbolisieren. Diese Sitte blieb zunächst nur ein Privileg
der Herrenhöfe. Man sang feierlich Lieder, aß lussekatter
(Teufelskatzen), ein Gebäck mit Safran und Rosinen, und
trank gløgg, einen Glühwein mit Nelken, Kardamom, Mandeln,
Zimt und Rosinen. Doch bald schon nahm das Volk Besitz von
dieser Sitte und machte aus dem feierlichen Lucia-Fest einen
fröhlichen Festumzug, der überall in Schweden einen
anderen Charakter aufweist.
Berühmt wurde
die schwedische Lucia jedoch erst, als die inzwischen nicht
mehr existente Tageszeitung "Stockholms Tidningen"
im Jahr 1927 einen Lucia-Wettbewerb ausschrieb, und sich von
nun an alte Bräuche mit Geschäftssinn zu vermischen
begannen. Jedes schwedische Mädchen träumte von nun ab,
einmal in den Spalten der Zeitungen als Lucia-Kandidatin zu
erscheinen oder gar selbst Lucia zu werden. Bald war die
Lucia-Wahl in Stockholm nicht mehr die einzige im Lande;
alle Zeitungen hatten ihre Kandidatinnen, die Städte, die
Gemeinden, die Kindergärten und Büros, ja sogar die
Kasernen. Man feierte Lucia auf moderne Weise, nicht mehr so
ernst, eher laut und derb. Es wurde viel gesungen und, wie
bei solchen Festen üblich, noch mehr getrunken.
Wer
unverheiratet, jung und gut gewachsen ist, wer zudem noch
Englisch spricht, kann sich per Foto bei einer Jury
vorstellen, die dann die Kandidatinnen heraussucht. Von den
zehn hübschesten wird eine am 13. Dezember in Stockholm zur
Miss Lucia Schweden erkoren. Und danach geht der Rummel erst
richtig los: Vorstellungen in der Presse, Interviews und
Reisen. Im Glitzern der Leuchtreklame und im Dröhnen der
Lautsprecher geht der traditionelle Brauch dann fast ganz
verloren.
Literatur:
Jochen Preußler, Begegnungen in Skandinavien, Leipzig |