Norwegen

 

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Samuel Neuhof vor dem Stadtbild von Kristiansand.
 
Der Hesse Samuel Neuhof will norwegischer Staatsbürger werden
Von einem, der auszog, ein Wikinger zu werden

 

„Hei“ werden die Touristen im Vandrerhjem Tangen in Kristiansand begrüßt. Was kaum einer weiß, der junge Mann an der Rezeption, der sie auf norwegisch anspricht, ist der Noch-Deutsche Samuel Neuhof. Denn seit sieben Jahren lebt der gebürtige Hesse in Südnorwegen und hat jetzt seinen Antrag auf die norwegische Staatsbürgerschaft gestellt.

„Die Liebe zu Norwegen wurde durch meine Eltern geweckt. Ich war neun Jahre alt, als wir das erste Mal Urlaub im Norden machten.“, erzählt der 34-Jährige, „Seitdem waren wir sehr oft hier. Während der Urlaube lernte ich die Sprache.“ Als Jugendlicher gefiel ihm die Natur und die  unkomplizierte Art der Norweger.

Norweger auf Zeit

„Damals im Sommer 1995 litt ich unter dem heißen Sommerwetter in Deutschland. Deshalb entschloss ich mich, als Erzieher auf Zeit nach Oslo zu gehen. Dabei war es damals noch gar nicht meine Absicht, Norweger zu werden.“ Nach der Zeit als Erzieher arbeitete Samuel Neuhof als Schreiner in Oslo und wechselte später als „rechte Hand des Chefs“ in ein Schnellrestaurant.

„Das machte ich anderthalb Jahre, 40 Angestellte arbeiteten unter meiner Regie.“ Doch dann merkte er, wie dieser Stress an seine Gesundheit ging: „Es war einfach zuviel Arbeit, ich musste mir neue Perspektiven suchen.“

Die fand Samuel in Kristiansand. Hier begann er eine Ausbildung als Webdesigner und arbeitete anfangs in der Touristeninformation: „Dadurch lernte ich sehr schnell die Region kennen.“

Durch seinen Job im Vandrerhjem kann er auch dort wohnen, und bis zur Computerschule ist es nicht weit: „Kristiansand ist schön überschaubar und eine Stadt der kurzen Wege.“

Schleichender Prozess

Der Wunsch, Norweger zu werden, war für ihn ein schleichender Prozess. Nachdem er längere Zeit in Oslo gearbeitet hatte, merkte er, wie sein Lebensmittelpunkt immer mehr in Norwegen lag: „Und so war es ein kurzer Schritt zum Entschluss für mich, Norweger zu werden.“

Doch was sagten z. B. seine Eltern? „Die waren mit der Entscheidung einverstanden, ich lebte ja schon mehrere Jahre in Norwegen.“

Wenn Samuel nach Deutschland in seinen Heimatort bei Lich ins Hessenland reist, dann wundert er sich über die vielen Veränderungen: „Plötzlich gibt es den Euro, und der Bundeskanzler heißt nicht mehr Kohl. Daran merke ich, dass ich in Deutschland nur zur Besuch bin.“ 

Das Leben in Norwegen ist viel teurer als im Vergleich zu Deutschland, „aber die Norweger verdienen auch mehr.“ Und mit dem norwegischen Essen hat er so seine Probleme: „Das ist kein richtiges Brot in Norwegen.“

Was ihm an Norwegen so gut gefällt, ist zweifellos die großartige Natur. Auch Oslo hat es ihm angetan: „Hier ist alles an einem Platz wie Ämter, Geschäfte, Flughafen und der König.

Aus Neuhof wird Nygård

Jetzt gibt es nur noch ein kleines Problem bei dem Wechsel der Staatsbürgerschaft. „Laut Auskunft der zuständigen norwegischen Behörden kann ich keine zwei Staatsangehörigkeiten besitzen, müsste folglich die deutsche ablegen. Aber so ganz möchte ich auf meinen Ursprung nicht verzichten.“ Deswegen überprüft er zurzeit die rechtlichen Möglichkeiten. Der Nachname soll dann  geändert werden, aus 'Neuhof' wird 'Nygård'.

Was ist mit Freunden? „Natürlich habe ich viele Freunde hier. Teilweise kenne ich sie noch aus meinen früheren Urlauben.“ Und hat er eine Freundin? „Nein, dafür habe ich noch nicht die Ruhe. Erst muss alles in geordneten Bahnen laufen.“

Aber ob das so bald der Fall ist... Samuel schmunzelt: „Wenn ich die Computerschule abgeschlossen habe, arbeite ich in der Ferienhausvermietung übers Internet. Das ist ein zukunftsträchtiger Markt, der aber noch viel Arbeit erfordert.“

Und so sitzt er wieder in der Rezeption des Vandrerhjems in Kristiansand und verabschiedet die abreisenden Touristen mit „ha de bra“. Jetzt fehlt ihm nur noch der Wikingerhelm.

 
 

Autor: Th. Bujack

Veröffentlichung und Verbreitung nur mit Einverständnis des Autors!

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Hier verwaltet Samuel Neuhof die 200 Betten des Vandrerhjem Tangen während seiner Schicht.

 

Samuel räumt den Essraum nach dem Frühstück auf.

 

Aus Samuel Neuhof wird bald Samuel Nygård.

Fotos: NORDLANDSEITE