Norwegen
 
 
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Faszination Nordlicht an Bord der Hurtigruten

 

Wenn der Himmel explodiert - Mit dem Postschiff auf Nordlichtjagd

‚Rotgrüne Wabbergrütze‘ am Herbsthimmel

Nordlichter sind ganz wunderbare Erscheinungen! Die Wissenschaft erklärt das mystische Phänomen Aurora borealis recht trocken als 'elektrisch geladene Teilchen des Sonnenwinds aus der Magnetosphäre (hauptsächlich Elektronen, aber auch Protonen), was auf Sauerstoff- und Stickstoffatome in den oberen Schichten der Erdatmosphäre trifft und diese ionisiert. Bei der nach kurzer Zeit wieder erfolgenden Rekombination wird Licht ausgesandt.' (aus wikipedia.de)

Für die Völker des hohen Nordens sind es leuchtende Wege ins Jenseits; für die Wikinger ein Zeichen, dass Odin tapfere Kämpfer nach Walhalla holt, und für das Europa des Mittelalters die unheilvollen  Vorboten von Krieg, Pest und Cholera.

Und für meine Freundin Katja ist das Nordlicht ganz einfach 'rotgrün leuchtende  Wabbergrütze' am Firmament!

Das Nordlicht (am Südpol Südlicht, Aurora australis, genannt) ist eine der faszinierendsten Lichtererscheinungen am Sternenhimmel, welches sich hauptsächlich im sogenannten Nordlichtovals nördlich des 60. Breitengrads meist in Höhen von 200 Kilometern abspielt. Auf Fotos sieht das Nordlicht oft intensiver aus, weil die Kamera anders als das menschliche Auge ein größeres Farbspektrum aufnehmen kann. Seit je her ranken sich Geschichten und Sagen um das Himmelsfeuer.

Eine sehr gute Möglichkeit zur Beobachtung der Polarlichter, wie die Nordlichter auch genannt werden, bieten die Postschiffe der Hurtigruten. Elf Schiffe im Liniendienst fahren jeden Tag die etwa 2.500 Kilometer lange Strecke zwischen der Stadt Bergen im Südwesten und dem Kirchdorf Kirkenes im Nordosten entlang. Das 365 Tage im Jahr und bei jedem Wind und Wetter.

So verkehren die legendären weißrotschwarzen Schiffe natürlich auch während der Polarnacht, die auf Höhe des Nordkaps vom 20. November bis zum 22. Januar dauert.  Zwar steigt die Sonne hier nicht mehr über den Horizont, aber es wird dennoch durch das gebrochene Sonnenlicht etwas helle am Himmel. Das schwache Tageslicht färbt die vielen unzähligen mit Schnee bedeckten Inseln und Berge dann meist in ein kühles Blau und den Horizont zart rosa farbend. Die fantastischen Wikingersagen werden wahr!

 

Auch Roald Amundsen startete seine Expeditionen von Tromsø aus.
 

Das Polaria in dem Gebäude aus stilisierten Eisschollen
 

Sie beobachtet Wale bei Tromsø, die Studentin Liga Ŝirava (27) gehört zum Team des Katamarans, der zur Walsafari eingesetzt wird.
 

Die Fluke eines Buckelwals...
 

... und in der nächsten Nacht die ‚Fluke‘ eines Nordlichts (mitte).
 

Die MS Midnatsol am späten Vormittag im Licht der tief stehenden Novembersonne am Kai in Kirkenes. In wenigen Tagen beginnt auch hier die Polarnacht.
 

Das magische Winterlicht bei der Passage der Gemeinde Meløy zwischen Ørnes und Bodø mit ihren 700 Inseln und 30 Berggipfeln, manche bis zu 1.000 Meter hoch.

 

Zwischen den Inseln Arnøya und Laukøya scheint das Nordlicht regelrecht hervorzuschießen.

 

Wenn der Himmel brennt. Das Nordlicht über Skervøy.

 

Zweijährige Nordkap-Reise

Der Norden Norwegens musste früher mühevoll bereist werden. Im 16. Jahrhundert waren es britische Schiffe, die auf der Suche nach einem Weg zum Nordpol ans Nordkap kamen. Am Ende des 18. Jahrhunderts war es der Italiener Guiseppe Acerbi, der über den Landweg durch Skandinavien zum Nordkap reiste. Seine Reisedauer betrug etwa zwei Jahre und war geprägt von vielen Entbehrungen.

Heute braucht auf Komfort nicht verzichtet zu werden, denn diese Postschiffe bieten an Bord für Jeden etwas: Im Sommer die wunderbaren Mittsommernächte, wo die Sonne nicht mehr untergeht. Im Winter die geheimnisvolle Polarnacht, wo die Sonne nicht mehr aufgeht.  Oder ganz luxuriös mit Swimming Pool und Jacuzzi (Whirlpool) an Bord der MS Finnmarken. Oder eine exklusive Sauna mit Panoramafenstern an Bord der MS Midnatsol. Oder echtes Postschiff-Nostalgiegefühl an Bord der MS Lofoten, Baujahr 1964, wo sogar das Bordpersonal in den Uniformen der damaligen Zeit bedient.

1893 hatte der Norweger Richard With die Vision, die nördlichen Landesteile durch einen permanenten Schiffsdienst mit Post zu versorgen. Die ‚Reichsstraße Nummer eins‘ entstand. Die damals komplizierte Erreichbarkeit der nördlichen Ansiedlungen besonders an der Küste war mit den Postschiffen erheblich vereinfacht. Endlich konnten Waren großflächiger gehandelt und die Post schneller transportiert werden.

Dazu ein Beispiel: Die Nordkinnhalbinsel im äußersten Norden Norwegens wurde erst 1989 an das nationale Straßennetz angeschlossen. Bis dahin waren besonders die drei großen Dörfer Kjøllefjord, Mehamn und Gamvik mit ihren gesamten etwa 3.200 Einwohnern nur mit dem Postschiff erreichbar, auch wenn Mehamn seit 1974 über einen kleinen Flughafen verfügt. Ein Wermutstropfen durch die neue Landstraße mag der Wegfall der dritten Anlegestelle auf Nordkinn, der Hafen Gamvik, sein. Seitdem nimmt die Einwohnerzahl besonders in Gamvik stetig ab. Dabei war die Region bereits schon vor etwa 8.000 Jahren bewohnt; alte Funde im Stadtgebiet von Gamvik weisen darauf hin.

Beleuchtete Finnkirka

In der Nähe des Ortes Kjøllefjord, des ersten Hafens nach dem Nordkap, ist die Finnkirka gelegen, die durch ihre eigenwillige und natürlich entstandene  Steinformation auffällt. Da das nordwärtsgehende Postschiff diese Stelle am Abend vor der Mahlzeit im Restaurant passiert, stehen die meisten Passagiere mit Ferngläsern und Fotoapparaten an Deck. Am Ufer leuchtet die Finnkirka bunt angestrahlt in der Finsternis der Polarrnacht. Diese auffällige Gesteinsformation wurde früher von den Sámit, der Urbevölkerung Skandinaviens, als Opferstätte genutzt.

Königskrabben

An der Steuerbordseite des Hurtigschiffes macht draußen auf dem Meer vor der Nordkinnhalbinsel ein Krabbenfischerboot fest. Der Krabbenfischer präsentiert an Bord den erstaunten Hurtig-Passagieren zwei riesige Königskrabben, auch Kamtschatka-Krabben genannt. Von den Russen waren diese Krabben in den 1960Ern im Murmanskfjord angesiedelt worden. Heute reicht ihr Verbreitungsgebiet bis zu den Lofoten. Besonders die Gourmets freuen sich der Tiere, die hier im Nordmeer keine natürlichen Feinde haben.

In Mehamn, dem nördlichsten und 29. der 34 Hurtig-Häfen, sucht man nach der Erleuchtung, wie die Nordkinnhalbinsel besonders touristisch nutzbar zu machen wäre. Potential ist am nördlichsten Ende des europäischen Festlandes eigentlich genug vorhanden. Von hier kann z. B. gerne eine abenteuerliche Wanderung, t/rt 60 Kilometer, nach Kinnarodden, dem definitiv nördlichsten Punkt des europäischen Festlandsockels, gestartet werden. Schon eine Herausforderung für Kopf und Körper in der steinigen Wildnis. Ohne Rettungsversicherung nicht unbedingt zu empfehlen. Zum Nordkap, das auf einer Insel liegt, kann mit Bus, Auto oder Wohnmobil jeder gelangen, aber zur Kinnarodde? Wege gibt es nicht, die Strecke ist voller Geröll. Aber es ist ein großartiges Gefühl, nach einer quälend langen Wanderung an der Kinnarodde zu stehen und zu sehen, wie wenige hundert Meter im Nordmeer ein stolzes weißrotschwarzes Schiff den nördlichsten Punkt passiert. Das Nordic Safari Adventure Camp in Mehamn bietet mittlerweile geführte Touren auch im Winter nach Kinnarodden an.

„Das schönste Land der Welt"

In Mehamn leben Ann-Tove und Inge Nygård, beide 44 Jahre alt. Inge ist geborener Nordkinner, Ann-Tove kommt aus Alteidet in Troms fylke. Seit 15 Jahren sind sie verheiratet, haben drei teils schon große Kinder. Ann-Tove arbeitete lange Jahre für eine Fluggesellschaft. Vor einigen Monaten wagte sie den Schritt in die Selbstständigkeit, eröffnete die Boutique Vintage Rose direkt im Zentrum von Mehamn. Immerhin die nördlichste Boutique des europäischen Festlandes.

„Mode ist mein Traum",  lacht die fröhliche Mehamnerin,  „Es gibt für Jede(n) etwas. Und wenn es bestellt werden muss.“. Oft wird die Ware mit dem Postschiff geliefert. Ann-Tove muss viel und hart arbeiten. Das Geschäftslogo hat sie zusammen mit einer Freundin entworfen. Selbst beim heimischen Frühstück vergleicht sie Preise, kalkuliert oder plant die Dekoration neu. Was sie aber ärgert, sind die Kundinnen und Kunden, die ihrem Laden die Sachen anprobieren und dann im Internet bei irgendwelchen anonymen Online-Shops bestellen. „In einem Dorf von nicht einmal 2.000 Einwohnern fällt das halt auf.“ Dass sie ihren bis zu 14 Stunden dauernden Arbeitstag nicht als kostenlose Dienstleistung sieht, ist verständlich. „Es wäre gut, wenn durch das Postschiff mehr Kunden in die lokalen Läden kämen. Aber 30 Minuten Liegezeit lassen da nur wenig Möglichkeiten.“

Ihr Mann Inge ist enorm vielseitig. Gelernt hat er das Konditorhandwerk und kann tolle Torten kreieren. Danach führte er die nördlichste Hamburgerbraterei der Welt. Heute repariert  er für Fischwirte die riesigen Lachsnetze im Meer, taucht für Industriefirmen am Meeresgrund oder auch für die Hurtigruten die Schiffe ab. Außerdem leitet er die Notrufzentrale in Mehamn, organisiert die Rettungseinsätze. „Das kann dann schon mal eine mehrere hundert Kilometer lange Blaulichtfahrt sein“, so der quirlige Nordkinn-Mann. Schlagzeug spielt er auch, da er aus einer sehr musikalischen Familie kommt, „aber jetzt fehlt mir einfach die Zeit.“

„Im Frühjahr und Herbst sind ständig Nordlichter zu sehen!“, erzählen Ann-Tove und Inge. Wenn sie frei haben und ein gemeinsames Wochenende mit Kindern, Freunden und Familie oder auch nur für sich sein wollen, fahren sie mit dem Boot zu ihrem Wochenendhaus in der Nähe. Wobei ‚Nähe‘ hier in Nordnorwegen ein relativer Begriff ist. Das Haus steht am Ufer des Langfjordelva, eines der bekanntesten Lachsflüsse des Landes. „Warum sollen wir in den Urlaub fahren? Wir leben in dem schönsten Land der Welt. Uns geht es hier bestens!“

 

Hoch über den Wolken treffen die Teilchen des Sonnenwindes auf die oberen Bereiche der Erdatmosphäre und beginnen zu leuchten.

 

Königskrabben aus dem Nordmeer werden erschreckend groß, gelten aber als Geheimtipp unter Genießer.

 

Der nördlichste Hafen der Hurtigrute Mehamn auf der Nordkinnhalbinsel. Startpunkt vieler Wanderer zur Kinnarodde, des nördlichsten Festlandpunktes Europas.

 

Topmode bei Ann-Tove Nygård...

 

... in der nördlichsten Boutique Europas.

 

Inge Nygård in der Einsatzzentrale des Notfallcenters von Mehamn...

 

... als Berufstaucher im Einsatz...

 

... und als Konditor am Zaubern.

 

Mit dem Joystick unterwegs

An Bord der MS Midnatsol hat Maryann Bendiksen den Rang des Chefoffiziers inne. „Statt eines großen Steuerruders wird das 9.000 kW (12.237 PS) starke Schiff mit einem kleinen Joystick gesteuert.“, sagt die erfahrene Seefrau. Heute dauert aber das Anlegen am Kai in Øksfjord etwas länger. Sturm und Strömung fordern die ganze Erfahrung aller Bediensteten auf der Brücke. Souverän und routiniert wird die Situation gemeistert: „Wenn die Zeit knapp wird, muss schon mal ein kleinerer Hafen ausgelassen werden. Das passiert aber nur selten. Außerdem kommt am nächsten Tag das nächste Schiff.“

Im Labyrinth nordöstlich von Tromsø lebt auf der Insel Skervøy das junge Paar Tanja Elin(27) und Andreas Allerup (24). Der Däne war im letzten Winter der Liebe wegen auf  Skervøy geblieben und hatte sofort eine Stelle in seinem gelernten Beruf als Installateur gefunden. Zusammen mit ihrer Tochter Tora (3) wohnen die drei in einem geräumigen Haus zur Miete. Andreas muss morgens früh raus, die ersten Baustellen warten. Tanja bringt Tochter Tora in den Kindergarten. Danach trinkt sie mit ihrer Mutter Tove, die vom Nachtdienst in einem Seniorenheim kurz vorbeikommt, einen Kaffee. Vom Beruf ist Tanja Köchin, arbeitet in einem Hotel auf der Insel: „Gerne würde ich eigene Ideen verwirklichen. Ich bin ja noch jung und kann beruflich einigermaßen entspannt in die Zukunft schauen. Vielleicht bekomme ich meine Chance. Außerdem ist Andreas eine gute Stütze.“

„Der Himmel explodiert!“

Am Abend geht Andreas zur Westküste der Insel, um die Nordlichter zu schauen: „In Dänemark sind so gut wie keine Nordlichter zu sehen.“ Er hat Glück heute. Für ein paar Stunden in der frühen Nacht sind nur wenige Wolken am Himmel. Eine herrliche Lichtschau über den Inseln tut sich auf. Grün schimmern die Leuchtbänder am Firmament, bewegen sich hin und her, nehmen ständig neue Formen an. Im Schein der Nordlichter ist unter den schneebedeckten Bergen der Nachbarinseln Laukøya, Arnøya und Kågen das Hurtigschiff, die MS Nordkap, auf ihrem Südwestkurs zum fast 100 Kilometer entfernten Tromsø zu erkennen. Dort wird das Schiff in knapp vier Stunden gegen Mitternacht anlegen.

Das Nordlicht wird unterdessen immer intensiver. Hell tanzt die ‚rotgrüne Wabbergrütze‘ über den Häusern  von Skervøy. Andreas ist begeistert: „So ein fantastisches Nordlicht habe ich bisher noch nicht gesehen! Der Himmel explodiert!“

Dabei ist die Zeit gut für außergewöhnliche Nordlichter. Wenige Tage zuvor sollen auf der Sonne zwei Magnetfelder kollidiert sein, die in der Folge durch den Sonnenwind starke Nordlichter am Erdhimmel erscheinen ließen. Da die Postschiffe auf dem Meer unterwegs sind, fängt die Bewölkung oft erst mit dem Ansteigen des Landes an.  Auch ist es wichtig, dass kein Vollmond herrscht. Denn der überstrahlt so ziemlich alles. Obwohl das in der nächtlichen Nordlandschaft ganz geheimnisvoll und spannend sein kann. 

Auf dem obersten Deck der MS Midnatsol stehen viele Nordlicht-Enthusiasten mit ihren Stativen und Kameras. Alle haben die Abendmahlzeit vergessen oder verzichten drauf. In der Tat, ein gigantisches lautloses Feuerwerk zeigt sich über den Köpfen. Mal weht ein riesiger strahlender Vorhang, mal ist das Nordlicht an der unteren Kante glühend weiß. Das ganze Schauspiel spielt sich weit über den Wolken ab, doch es scheint zum Greifen nah.

Gefangen vom  Nordlicht

Plötzlich wird die MS Midnatsol vom Nordlicht regelrecht eingefangen. Um das Schiff herum strömt das Leuchten kaskadenartig hinab. Wie ein gigantisches Netz umhüllt es die staunenden Passagiere. Zuckend fließen einzelne Lichtkacheln wie an Schnüren gezogen abwärts. Rauten ziehen sich pulsierend zusammen, dehnen sich wieder aus. Das Zentrum ist genau über den Köpfen der Reisenden. „Wow, so stell‘ ich mir das Beamen vor.“ stellt fasziniert ein dick vermummter Passagier im Selbstgespräch fest. Keine zwei Minuten dauert dieses unglaubliche Naturschauspiel. Zum Glück verschwindet das Postschiff nicht in den unendlichen Weiten des Weltraums.

Gibt es keine Nordlichter zu beobachten, bietet das Land genug Entdeckungsmöglichkeiten. In vielen Häfen ist die Liegezeit reichlich, so dass lokale Ausflüge gebucht werden können. Dazu gehören u. a. in der Jugendstilstadt Ålesund neben ein Besuch des Aquarium Atlanterhavsparken eine Fahrt auf den Berg Aksla mit einem herrlichen Blick über Stadt, Land und Meer. Die Liste der Ausflüge entlang der Route ist lang. Norwegen wird mit all seinen Facetten gesehen und gefühlt. Sei es eine Walsafari erleben, die Sámit-Kultur studieren, Polargeschichte erfahren oder mit Schlittenhunden durch die im Winter verschneiten Landschaften jagen (Angebote je nach Saison).

 

Alles hört auf ihr Kommando - Chefoffizier Maryann Bendiksen auf der Brücke der MS Midnatsol.

 

Das Postschiff, die MS Kong Harald, verlässt im Licht der Sonne im August den Hafen von Kjøllefjord. In der Mitte ist die Finnkirka, die alte Opferstätte der Sámit, zu erkennen.

 

In der Polarnacht wird die Finnkirka bunt angestrahlt. Links die Lichter von Kjøllefjord.

 

Ein mächtiger Nordlichtvorhang weht über der MS Midnatsol.

 

Wie in einem riesigen 3D-Kino, das herrliche Farbenschauspiel am Himmel

 

„Beam me up, Scotty!“ - Mit einem Superweitwinkelobjektiv senkrecht nach oben fotografiert - das Nordlicht über der MS Midnatsol am 6. November 2015 gegen 23 Uhr. Die Fotos entstanden innerhalb von 90 Sekunden.

 

Ein anderes Licht des Nordens - der Abendhimmel im Hafen von Brønnøysund.

 

Hammerfest galt lange als nördlichste Stadt der Welt. Direkt am Kai im Hafen bietet der Eisbärenclub die Möglichkeit zur Mitgliedschaft an. Verbunden mit einem Besuch in dem Club-Museum erhält man Club-Ausweis, Urkunde und einen kleinen Eisbär-Anstecker aus Perlmutt. Mittlerweile zählt der seit 1964 bestehende Eisbärenclub rund 250.000 Mitglieder.  Die Mitgliederversammlung findet übrigens immer im Januar statt.

1891 erhielt Hammerfest als erste Stadt in Europa  eine elektrische Straßenbeleuchtung. Vor der Stadt ist in den letzten Jahren auf der Insel Melkøya die größte Erdgasverflüssigungsanlage Europas entstanden. Einige hundert Arbeitsplätze sind so neu geschaffen worden.

Nordkap-Abenteuer

Ja, das Nordkap! Der Traum ganz vieler Postschiffreisender. Etwa 200.000 Touristen pro Jahr besuchen den kahlen Felsen am Nordmeer, dem vermeintlich nördlichsten Punkt Europas. Sogar der deutsche Kaiser Wilhelm II. war oft mit seiner Jacht Hohenzollern am europäischen Vorposten auf der Insel Magerøy. ‚Majestät brauchen Sonne‘ hieß es im Volksmund, wenn der Kaiser sich ins Reich der Mitternachtssonne aufmachte und um an Seilen auf den kahlen Felsen mit dem großartigen freien Ausblick gen Norden zu gelangen.  Mittlerweile verbindet aber ein etwa sechs Kilometer langer Tunnel die Insel mit dem Festland. Die Fähre konnte die Touristenströme nicht mehr alleine bewältigen.

Am Nordkap-Felsen ist der Reisende gut versorgt. Es gibt ein Café, einen großen Souvenirladen, eine ökumenische Andachtsstelle, ein Kino mit einem beeindruckenden Panoramafilm über das Nordkap und, und, und…. Dabei reicht  'links' der nahe Nachbarfelsen Knivskjellodden sogar noch einen Tick nördlicher ins Nordmeer. Dafür ist er nicht so imposant wie der mächtige Nordkap-Vorsprung.

Im tiefsten Winter ist es auf der Nordkap-Insel Magerøy eher ruhiger. Eigentlich nur noch die Hurtigruten-Reisenden möchten dann zum Nordkap fahren. 30 Kilometer hinter einem Schneepflug fährt der Bus durch die rauhe Schneelandschaft vom Hafen Honningsvåg zum Nordkap-Plateau. Die Touristikführerin hat den Schlüssel für den Nebeneingang, denn der Haupteingang liegt während der Winterzeit oft unter einer meterhohen Schneedecke begraben. Personal ist im tiefsten Winter keines da. Aber an der stilisierten Weltkugel, am Nordkap-Monument vorne auf dem 308 Meter hohen Felsen, wollen sich natürlich alle Reisende fotografieren lassen. Das kann im winterlichen Sturmwind zu einer abenteuerlichen Aktion werden.

 

„Hurra, ich bin da!“ - Das Nordkap im November mit großartiger karger Landschaft...

 

... und das Nordkap Anfang Januar um kurz vor 14 Uhr. Das ist schon recht exklusiv.
 

Der Zug der Lemminge - Hinter dem Schneepflug über die Insel Magerøy. Anders geht es nicht. Die Fahrten des Schneepflugs sind genau festgelegt.
 

Der Eingang zur Nordkap-Halle ist im Januar meist meterhoch zugeschneit.
 

Für das ultimative Erinnerungsfoto im Wintersturm ans Nordkap.

 

Drohnenflüge

In Tromsø ist des Autors wunderbare Nordlichtfahrt leider vorbei. Um Mitternacht gehe ich von Bord und nutze die günstige Übernachtungsmöglichkeit des Ami-Hotels im Zentrum der Stadt, der Kopf eigentlich noch völlig Nordlicht-verwirrt.

Das kleine Ami-Hotel in dem typischen Stadtholzhaus mit Blick auf Hafen, Brücke, Eismeer-Kathedrale und dem Storsteinen wird von Anette und Arnt-Inge Hansen geführt. Zur Zeit sind viele Japaner zu Gast. Allerdings haben Touristen, die mit der Seilbahn auf den 430 Meter hohen Storsteinen wollen, derzeit Pech. Die Anlage wird bis zum Frühjahr 2016 komplett modernisiert.

Der Treffpunkt im Hotel ist der Kaffeevollautomat in der Küche im Souterrain. Arnt-Inge erzählt von seiner Drohne, einem abenteuerlichen Fluggerät mit eingebauter hochauflösender Kamera. „Die setze ich  ein, um z. B. das Dach zu inspizieren.“ erklärt der Tromsøer.  Außerdem hilft er mit seiner Drohne bei Rettungseinsätzen in den Bergen, um Gebiete schnell, großflächig und gefahrlos abzusuchen. „Das kommt aber zum Glück nur selten vor.“

Die Stadt Tromsø scheint gut im 21. Jahrhundert angekommen. Viele Neubauten, wie z. B. der Neubau (2005) des Fokus im Zentrum, prägen das neue Stadtbild. War das Fokus früher ein Kino, beherbergt es heute die hochmoderne Stadtbibliothek und das Stadtarchiv. Mit seinem geschwungenen Dach eine architektonische Auffälligkeit in der Stadt.

Nordpol-Expeditionen

Außerdem ist Tromsø ganz eng mit der historischen Polargeschichte verbunden. 1872 starteten hier die Österreich-Ungarische Nordpol-Expedition unter Payer und Weyprecht zu ihrer Nordfahrt. Den Nordpol erreichten sie zwar nicht, aber sie entdeckten das Archipel Franz-Josef-Land. Der legendäre  Entdecker des Nordpols und Südpols und erfolgreiche Durchquerer der Nordwest- und Nordostpassagen, Roald Amundsen, startete hier 1928 mit einem Flugzeug gen Norden und wurde nie wieder gesehen. Der große Polarforscher Fridtjof Nansen begann hier 1893 seine sagenhafte dreijährige Fahrt mit dem Schiff Fram, um leider erfolglos aber dafür umso abenteuerlicher fast zum Nordpol zu fahren. An jeder Ecke in der Stadt warten polare Abenteuer! So auch das Museum Polaria südlich des Hurtigruten-Kais. Wie gestapelte Eisschollen scheint das Gebäude aus dem Meer an Land zu wandern. Spannend die regionale Tierwelt in den Aquarien und die Architektur des Polaria, wenn Robben ÜBER den Köpfen der Besucher tauchen.

Bären und Biere

Nach den vielen Besichtigungen ist ein gemütliches Bier in den Ølhallen der Mack-Brauerei angesagt, der (fast) nördlichsten Brauerei der Welt in der Storgata. (Seit Sommer 2014 wird das Spitsbergen Beer in der Svalbard Bryggeri, Longyearbyen als das am nördlichsten Gebraute bezeichnet.) Na klar, wie in einer zünftigen Brauereikneipe ist es hier schummrig und  geräumig. An den Tischen finden sich Kollegen, Kumpel und Kneipengänger ein. Und mittendrin ein großen Eisbär, der aufpasst! Furchteinflößend sieht der König der Arktis aus. Eine Stadt in der Arktis ohne Eisbär gibt es nicht! Sei es im Stadtwappen von Hammerfest oder eingestanzt im Dosendeckel des Arctic-Beer aus der Mack-Brauerei. Auch klar, das Arctic-Beer war natürlich das erste Bier am Nordpol!

 

Zechpreller haben in den Ølhallen der Mack-Brauerei keine Chance!
 

Die Lasche der Arctic-Beer-Dose mit dem Eisbären.
 

PS: Noch was vom Nordlicht

Als ich Ann-Tove in Mehamn treffe und ihr von ‚meiner‘ Nordlichtwolke berichte,  erzählt sie mir, sie sei auch mal in solch einer Nordlichtwolke gefangen gewesen. Aus Spaß habe sie diese Wolke mit ihren Fingern dirigieren wollen. Und tatsächlich hätten sich die leuchtenden Strukturmuster der Wolke im gleichen Takt bewegt!  Und Tanja auf Skervøy befragt nach ihren Nordlicherfahrungen erzählt mir einen Tag später auch von solch einem Erlebnis...

Das Nordlicht ist ein Traum! Es ist wirklich die schönste Seereise der Welt. Wann kann ich wieder an Bord?

 

  

Reiseinformationen -
 
Elf Schiffe sind auf der etwa 2.500 Kilometer langen Strecke zwischen Bergen und Kirkenes täglich über das gesamte Jahr unterwegs.
Die Schiffe sind modern und komfortabel. Es herrscht eine lockere Atmosphäre ohne Smoking-Zwang oder Abendkleid-Pflicht.
Die größten Schiffe im Liniendienst sind derzeit die MS Midnatsol (2003), die MS Finnmarken (2002) und die MS Trollfjord (2002). Ab Mai 2016 kommt die MS Spitsbergen mit einem speziell auf touristische Bedürfnisse angepassten Fahrplan dazu.
34 Häfen (im Sommer zusätzliche Häfen) werden im Liniendienst angefahren.
Die Preise variieren nach dem Baukastenprinzip und je nach Saison. 
 
Ganz wichtig für die Nordlicht-Beobachtung:
In der Kabine MUSS der Lautsprecher für die Kabinendurchsagen am Telefon eingeschaltet sein. Nur dann sind die aktuellen Informationen über Nordlicht und anderes auch in der Nacht in der Kabine zu hören. Da nicht jeder Passagier in der Nacht geweckt werden möchte, muss das individuell von jedem Passagier eingeschaltet werden.
Die Rezeption hilft gerne weiter.
 
Mehr Informationen:

Hurtigruten GmbH

Große Bleichen 23
20354 Hamburg
Tel. 040/874 083 58
Im Internet: www.hurtigruten.de

 

(Alle Angaben ohne Gewähr)

 
 
 

Das Panorama am Hafen von Skervøy

 

Maschinenkraft bei der Müllabfuhr in Skervøy. Am Steuer sitzt aber noch ein Mensch.

 

Spannendes Wolkenspiel über den Bergen.

 

Die Drohne hilft Arnt-Inge z. B. bei Dach- und Fassadenarbeiten am Hotel und auch bei Notfalleinsätzen in den Bergen.
 

Gruppenfoto mit der HiTec-Drohne am Ami-Hotel in Tromsø aus luftiger Höhe.

 

Luxus pur am Oberdeck der MS Finnmarken. Im Winter unter Nordlicht im heißen Jacuzzi.

 

„Nehmen Sie bitte Platz!“ - Hurtigrutens wunderbare Sauna mit Panoramafenstern an Bord der MS Midnatsol.

 

Die MS Midnatsol im Hafen von Tromsø. Links im Bild die 430 Meter hohe Bergstation der Seilbahn.

 
(Die blauumrandeten Fotos können vergrößert dargestellt werden.)
 
 

Autor Th. Bujack

(Mit freundlicher Unterstützung von Hurtigruten Deutschland)

 
Veröffentlichung und Verbreitung nur mit Einverständnis des Autors!

Alle Rechte bei der  NORDLANDSEITE, 2015

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