Wie
dicker schwarzer Rauch heben sich die Wolken vom blaufahlen
Nachthimmel ab. Dort, wo die Sonne unter dem Horizont verschwunden
ist, scheint das Restlicht in einem diffusen roten, orangen und
gelben Ballen zu explodieren. Wasser liegt in der Luft und bricht
das Abendlicht in roten Farben. Wir liegen im Zelt und warten
auf den Regen in der Nacht. Wind kommt nicht auf, als das erste
Wasser gegen die Plane plätschert. Zu den trommelnden Tropfen
zucken weiße Blitze auf, und ein Krachen lässt uns einen
Einschlag in nächster Nähe befürchten. Erst in den frühen
Morgenstunden wandert das Unwetter weiter, und wir können endlich
fest schlafen.
Diesen Sommer wollen wir auf den
Saimaa-See hinaus. Dieses Seesystem bildet die größte
Wasserfläche Finnlands. Viele tausend Inseln, Buchten und
miteinander verbundene Seen machen aus dem Saimaa ein
Wasserlabyrinth, in dem man sich hoffnungslos verirren kann.
Unser finnischer Freund Risto hat uns ein kleines Ruderboot
mit einem Hilfsmotor besorgt. Doch von einer ausgedehnten Tour
warnt er uns, der Motor ist uralt und hat Jahre eingemottet in
der Scheune gelegen. Seine Söhne Timo-Tapio und Veli-Matti
machen ihn mit Öl wieder fit und geben uns den Rat, nicht mit
Vollgas zu fahren.
Alter Motor
Ursprünglich wollten wir hier in der Nähe
von Ristiina, im Südosten Finnlands gelegen, bis ganz an die
Ostgrenze des Sees gefahren sein und mal hier und da auf einer
Insel übernachten, doch nach diesen gut gemeinten Warnungen
betreffs des Motors entschließen wir uns zu einem gemütlichen
Verweil auf einer der vielen Inseln in der Nähe.
Von unserer Wintertour 1997/98
haben wir den südlichen Seenteil von Ristos Hof, den Yövesi
in schöner Erinnerung. Also tuckern wir mit unseren zwei,
drei Pferdestärken zuerst nordwärts aus dem Ruotimolahti in
den Louhivesi, dann ostwärts durch die über 100 Jahre alten
Kanäle Varkaantaipale und Kirkkotaipale, um dann südwärts
auf den Yövesi zu kommen.
Nach einer mehrstündigen Fahrt
in der heißen finnischen Sonne erreichen wir unser
Zielgebiet. Von hier aus können wir bequem den kleinen
Lebensmittelladen mit Bootstankstelle bei Kallioniemi in
Suomenlinna erreichen; das Dorf Ristiina in rund zwölf
Kilometer Entfernung wird uns bestimmt mehrere Ausflüge wert
sein, und Ristos Hof liegt auch in nicht allzu weiter Ferne.
Und schön ist es hier.
Eine Insel mit 'nem Berg
Die Wahl einer geeigneten
Insel fällt uns schwer: Auf der einen sind Hütten, auf der
anderen brüten Vögel, und auf der dritten können wir wegen
des felsigen Ufers nicht anlegen. Doch dann werden wir fündig.
Zwischen zwei größeren Inseln liegt ein kleines Eiland,
gerade mal geschätzte 70 Meter lang und 30 Meter breit. Das Ostende bildet ein kleiner Berg, der spitz zusammenläuft, mit
einer weichen vom Wasser ausgewaschenen Mulde im harten Fels
als Abschluss an der Wasserlinie.
Die Insel hat die Form eines
Skorpions. Auf dem einen "Scherenende" können wir
auf dem Felsuntergrund gefahrlos Feuer entzünden, und
zwischen Kiefern und Birken direkt neben einer mannshohen
felsigen Erhebung unser 2-Personen-Zelt auf einen halbwegs
ebenen Grund aufbauen. Sitzgelegenheiten gibt es in dem
weichen Moos genug, und zwischen den Bäumen können wir sogar
eine Plane als Regenschutz spannen. Robinson Crusoe hätte
sicherlich Gefallen daran gefunden. Hier wollen wir bleiben!
Leuchtende Marienkäfer und
beißende Bremsen
Mit dem Uferschilf haben wir
eine gute Anlegemöglichkeit für das Boot, wo uns rot leuchtende Punkte umschwärmen: Myriaden von Marienkäfer,
die zwischen den grünen Wasserpflanzen hin- und her pendeln.
Mücken gibt es kaum noch, doch was uns sehr stört, das sind
die überfallartigen Bremsenschwärme. Richtige Stücke beißen
sie uns aus der Haut. Und wenn wir einen solchen Plagegeist
mit der Hand treffen, bleibt er für kurzen Zeit auf dem Boden
liegen, um dann wieder völlig fit anzugreifen. Das sind für
uns keine Lebewesen, das sind beißende Roboter.
Die Sonne brennt erbarmungslos,
unsere Haut färbt sich krebsrot. Der dünne Boden auf dem
Fels ist knochentrocken. Das Seewasser ist unser Heil mit
angenehmen 22 Grad. Selbst die Nacht ist heiß. Aber es soll
noch anders kommen.
Blitze und Donner
Die zweite Nacht ist die
eingangs erwähnte Gewitternacht. In der Wetterkunde allgemein
als Starkregenfall bezeichnet, ergießen sich unendliche Liter
Nässe über unsere dünne Zeltwand. Doch das skandinavische
Qualitätsprodukt ist sein Geld wert, wir bleiben trocken.
Doch um uns herum stehen viele Bäume, von denen drei Spuren
eines Blitzeinschlages vergangener Gewitter aufweisen. Zwar
ist uns die Theorie des Farraday'schen Käfigs in einem Zelt
bei Gewitter geläufig, aber das mal selbst auszuprobieren,
wollen wir nicht unbedingt. Die Angst vor den Blitzen bleibt.
Einen Großeinkauf in Ristiina
wollen wir heute unternehmen. Durch die heiße Sonne fahren
wir gemütlich über das Wasser, Petra wagt sogar ein kleines
Schläfchen - ab und zu unterbrochen von meinen hektischen
Bewegungen, wenn ich beim Verjagen der Bremsen den Gummistöpsel
aus dem Bootsboden stoße, und dann das Wasser wieder ausschöpfen
muss.
Angelkauf
Bei dem großen Platz in Ristiina, wo im Sommer immer der große Markt stattfindet,
legen wir an. An dem einen Ende des Platzes sind viele große
Waschbecken, wo die Finnen ihre bunten Flickenteppiche
waschen. Die hölzernen Wäschestangen sind voll mit den
schweren, nassen Läufern, die in der Sonne trocknen. Den Großeinkauf
erledigen wir, auch kaufen wir uns eine Angel und holen uns im
Postamt für 90 Finnmark die Angelgenehmigung dazu. Ruhig
tuckern wir am späten Nachmittag zurück zu unserer Insel,
begleitet von den Sonnenstrahlen, und ab und zu von einer
Bremse, die dann für hektischen Betrieb in unserem Boot
sorgt.
Die Angel wird der Mittelpunkt
unseres Insellebens. Wir träumen davon, völlig autark hier
zu leben, nicht mehr auf Nahrungsmittel aus irgendwelchen
Geschäften angewiesen zu sein. Vor unseren geistigen Augen
steigen Visionen von Lachsbergen auf, in denen wir schmatzend
sitzen, während uns das Fett von unseren Wangen
herunter läuft.
Zur Auswahl haben wir zwei Köder, den einen hat uns der Verkäufer
im Geschäft empfohlen, den anderen fand ich so hübsch bunt.
Der Fisch aus Holz
Nach einigen Stunden des
Angelns, Petra hat sich inzwischen schlafen gelegt, höre ich
auch auf. Die Angelleine hat sich mal wieder verwickelt. Außerdem,
so bin ich mir sicher, ist das wohl keine Tageszeit zum
Angeln. Am nächsten Morgen versuche ich eine andere Stelle.
Immer wieder surrt der Köder durch die Luft, hin und wieder
von einem Fluchen unterbrochen, wenn ich das Leinenknäuel
entwirren muss. Gegen Abend schmerzt das Handgelenk, Petra als
gelernte Krankengymnastin diagnostiziert nur trocken
Sehnenscheidenentzündung, selbst schuld. Schweren Herzens und
dicht vor meinem geglaubten Angelerfolg übernimmt Petra die
Angelrute. Sie lauert den Blasen an der Wasseroberfläche auf
und plaziert dort gnadenlos genau den Köder. Die Leine spannt
sich, wir jubeln schon, doch unser Fisch entpuppt sich als
zwei Meter langer Ast, den wir vom Grund hochziehen.
Lachende Fische
Mit roten Augen, schmerzenden
Handgelenken, hungrig und immer das Wort "Lachs" stammelnd
machen wir uns eine Fertigtüte mit Nudeln auf dem Benzinkocher
fertig. Über den scharfen schwarzen Baumwipfeln leuchten die
wellenförmigen Wolken in den Farben von Rot bis Schwarz.
Darunter im Wasser glauben wir große Fische zu sehen, die
lachen.
Um fünf Uhr werde zwar ich vom
Wecker wach, aber mein Handgelenk signalisiert mir, dass es
keine Lust zum Angeln hat. Doch gegen neun Uhr halte ich es
nicht mehr aus und werfe den Köder mit schmerzverzerrtem
Gesicht ins Wasser. Das Wetter hat sich geändert, es sind
mehr Wolken am Himmel, und kühler ist es geworden. Unsere
Insel scheint kein gutes Angelgebiet zu sein.
Am Mittag fahren wir im Boot zu
den Felsmalereien von Astuvansalmi. Vor gut 3000 - 4000 Jahren
haben die Steinzeitmenschen hier ihre Jagdgeschichten
verewigt. Eine Malerei von einem Angler ist aber nicht mit
dabei. Petra und ich waren hier schon vor zwei Jahren im
Winter, jetzt kommen uns die Bilder reichlich verblasst vor.
Beerenkuchen
Das Wasser auf dem Saimaa wird
rauher, Wellen kommen auf. Unser nächstes Ziel ist das
Sommercafe Kallioniemi. Diese über hundert Jahre alte
herrschaftliche Villa dient im Sommer als Ausflugslokal. In
den Nebengebäuden sind Saunen untergebracht. Am Ufer liegen
viele größere Boote, eine Tankstelle ist in der Nähe. Ein
Treffpunkt für Touristen und Einheimische. Neben dem günstigen
und reichlichen Mittagstisch (mit Fisch) gibt es hier auch
leckeren Beerenkuchen, wobei die Früchte zu Mus verarbeitet
werden. Wir tanken den Reservekanister voll und tuckern zu
unserer Insel zurück. Der Himmel ist bewölkt, teilweise
schieben sich die schwarzen Wasserwolken über den See. Aus
der Ferne können wir Regenschauer sehen, die wie feine
Schleier vom Himmel wehen.
Regen, Regen! Das ist das Signal
für unsere Angel! Bei Regen sollen die Fische besonders gut
beißen, habe ich irgendwo mal gehört. Die Fische haben davon
nichts gehört. Völlig durchnässt stehen wir am Ufer. Das
Fischmesser rostet schon. Aber dann spannt sich ein wunderschöner
Doppelregenbogen über unsere Insel, den wollen die Fische
bestimmt auch sehen. Mein lädiertes Handgelenk schreit nach
einer Pause. Keine Fische zu sehen, bestimmt haben die sich
schon totgelacht...
Wasser bis zum Hals
Später am Abend kündigt sich
wieder ein starker Regenschauer an. Wir springen aus unseren
Sachen und hüpfen in den See. Dicke Regentropfen prasseln auf
uns nieder. Dicht über der Wasseroberfläche können wir das
dampfende Stakkato beobachten, während nur noch unsere Köpfe
aus dem samtweichen warmen Wasser schauen. Wir nutzen die
Naturdusche zum Zähneputzen und Haarewaschen. Uns steht das
Wasser buchstäblich bis zum Halse, und wir haben einen
Riesenspaß.
Kühl ist es geworden, dunkle
Wolkenwände jagen über den See. Unermüdlich stehe ich mit
der Angel am Ufer, kaum noch fähig, den Köder mit der
schmerzhaften Hand weit genug ins Wasser zu werfen. Im Geiste
rechne ich schon die Wahrscheinlichkeit aus, wie viele Fische
ich am Kopf treffe, wenn ich die Angel komplett ins Wasser
schmeiße...
Sturm!
Gegen Nachmittag wird das Wasser rauher, der Wind heftiger und die Wolken schneller. Ich
kontrolliere die Zeltheringe, die trotz der dünnen Erdschicht
und dem Moos hoffentlich halten werden. Der Wind bläst mit
vollen Backen. Petra liegt schon im Zelt, damit es nicht
wegfliegen kann. Die Rundbögen sind durch den seitlichen Wind
stark gebogen. Ich selbst kann mich kaum auf den Beinen halten
und werde fast ins Wasser geweht. Der See ist unruhig wie ein
stürmisches Meer, die Gicht treibt nebelartig zwischen den
Inseln. Der einsetzende Regen jagt mit breiter weißer Front
über den See, überrollt förmlich das Wasser. Auch ich flüchte
in das schützende Zelt. Ans Angeln ist nicht mehr zu denken.
Aus dem Guckloch können wir den See fließen sehen, strömend
wie ein reißender Bach die steile Schlucht hinunter.
Am Abend ist der Wetterspuk
vorbei, der Himmel ist tiefblau. Unter den roten Wolken
beobachte ich neidisch und mit Schmerzen, wie Petra die Angel
surren lässt. Doch trotz meiner Ratschläge fängt sie
nichts.
Beim Tanken in Kallioniemi hören
wir Einzelheiten von dem gestrigen Unwetter. Viele Bäume sind
umgestürzt, haben in weiten Landesteilen die Stromversorgung
für Stunden unterbrochen. Eine Finnin im Restaurant erzählt
uns, dass das vielleicht mit der Thermik auf dem Saimaa-See
zusammenhängt. Letztes Jahr waren bei so einem Sturm die
Sportflugzeuge auf dem Flughafen im nahen Mikkeli zerstört
worden.
Riesige Wale
Auf der Rückfahrt ist es
windstill, die Wasserfläche ist ruhig und glatt. Die riesigen
Findlinge spiegeln sich im Wasser, werden zu großen Walen. Und
ich habe die Angel nicht mit dabei.
Meine Angelerfolge machen wieder
einen Großeinkauf in Ristiina erforderlich. Außerdem brauche
ich eine neue Angelleine, die alte ist wegen der vielen
Verwickelungen schon arg verkürzt. Die Wolken am Himmel
ziehen sich zu einem neuen Unwetter zusammen. Wir legen an und
flüchten unter das Vordach einer Holzhütte. Orkanartig rollt
der Regenteppich über den See. Dicke schwarze Blasen hängen
unter der Wolkendecke. Nach einiger Zeit können wir
weiterfahren, doch die nächste Gewitterfront kündigt sich
an. In dem schwarzen Wolkenband können wir Blitze beobachten,
doch diesmal haben wir Glück, es zieht in einiger Entfernung
an uns vorbei. Von der anderen Seite treibt eine
abenteuerliche Wolkenformation an uns vorbei. Mit der Form
eines riesigen Vogels mit weit aufgerissenem Schnabel jagen
die Unwetterwolken über unsere Köpfe hinweg. Ristiina
erreichen wir halbwegs trocken, der alte Bootsmotor leistet
gute Dienste.
Alte Freunde
In einem Restaurant bestellen
wir das in ganz Finnland günstige Mittagsmenü, während draußen
der nächste Schauer niederprasselt. Mit diesem Einkauf ist
eine weitere Bootsfahrt nach Ristiina nicht mehr nötig. Bei
Petras Frage, ob ich nicht lieber Fisch aus der Dose möchte,
tue ich so, als ob ich sie nicht gehört habe. In dem
Angelgeschäft begrüßt mich der Verkäufer fast wie einen
alten Freund, und wir fachsimplen ein bisschen übers Angeln.
Ich entscheide mich für einen weiteren Köder und einer stärkeren
Angelschnur, während Petra laut über die Vorteile von
Dosenfisch nachdenkt. Außerdem kaufe ich noch einen Grill,
Grillkohle und Alufolie. Beim Rausgehen bitte ich sie, mir
tragen zu helfen, weil mein Handgelenk so stark schmerzt. Doch
Petra weigert sich.
Hakenschlagend wie ein Karnickel
auf der Flucht brummen wir zurück über den See. Petras
Meinung, dass wir den nahenden Regen locker abhängen könnten,
stimmt leider nicht so ganz, und während wir die ersten Meter
fahren, schöpfe ich schon die Wasserflut aus unserem Boot.
Unter dem schützenden Vordach einer nahen Ferienhütte
bringen wir uns und die Sachen vor der alles überschüttenden
Sintflut in Sicherheit.
Die Magd in der Hütte
Heute ist es richtig kalt. Wir
wollen die heiße Sauna in Kallioniemi genießen. Hinter der
Villa sind kleine Saunen, die direkt am Seeufer liegen. Bis
"unsere" Sauna richtig heiß ist, bummeln wir ein
wenig zu dem historischen Bauernhof Pien-Toijola, der in der Nähe
liegt. Die hölzernen Gebäude sind teilweise über 300 Jahre
alt und geben uns einen guten Einblick in das frühere hiesige
Leben, als die angrenzende Landstraße noch nicht gebaut war.
Damals dauerte es noch Tage, um mit einer Viehherde das
Kirchdorf Ristiina in gut 20 Kilometer zu erreichen. Die
kleine, gemütliche Hütte der Magd liegt etwas abseits, und
als ich dazu eine Bemerkung machen will, knufft mich Petra in
die Seite...
Durch die heiße Sauna werden
wir von innen wieder richtig warm. Wir gönnen uns dann jeder
einen dieser leckeren Beerenkuchen und fahren unter einem
bunten Schäfchenwolkenhimmel im Licht der untergehenden Sonne
zurück.
Fisch an der Angel und
schwimmende Wolken
Da heute unser letzter Abend auf
der Insel ist, entzünden wir ein kleines Lagerfeuer auf dem
Fels am Wasser. Ein letztes Mal stehe ich mit der Angel am
Ufer. Wie viele tausend Male habe ich in den letzten Tagen den Köder
ins Wasser geworfen, ohne einen Fisch zu fangen. Während ich
so sinnend am Wasser stehe, spannt sich die Angelschnur. Mist,
denke ich, schon wieder hat sich der Köder verharkt, und
rolle die Leine auf. Doch dann bin ich völlig überrascht.
Ein riesiger Fisch hängt am Haken - übrigens an dem Haken,
den mir der Verkäufer empfohlen hat. Halb habe ich den Fisch
aus dem Wasser, er windet sich mit aufgerissenem Maul und kann
sich aber wieder losreißen. Jetzt stehe ich mit offenem Mund
da, dann renne ich stammelnd zu Petra, die am Zelt ist und das
ganze natürlich nicht mitbekommen hat: Riesenfisch...
bestimmt halben Meter groß... Kampf... losgerissen... Der
Fisch lebt, ich bin glücklich, und ich habe was zu erzählen.
Ein leichter Wind weht durch die Flammen des Feuers. Die
Wolken am Himmel schimmern wie ein Polarlicht im Winter.
Das Zelt ist schnell abgebaut,
die Sonne scheint, aber es windet stärker. Sorgfältig gehen
wir die ganze Insel zwei Mal ab, um nichts zu vergessen. Dabei
sammeln wir auch den Müll ein, der nicht von uns ist. An der
Boottankstelle steht zum Entsorgen ein großer Müllcontainer.
Eine letzte Runde mit dem Boot um "unsere" Insel,
dann steuern wir wieder zurück zum Ruotimolahti.
Gegen richtig große Wellen und
stürmischen Gegenwind müssen wir auf dem Rückweg ankämpfen.
Immer wieder kracht das Boot auf das Wasser. Wir werden nass
und bekommen Kopfschmerzen. Dadurch, dass wir das offene
Wasser versuchen zu meiden, verpassen wir die Einfahrt zur
Bucht, wo Ristos Sommerhaus liegt. Früh zum Glück merken wir
unseren Fehler und fahren diesmal mit dem Wind im Rücken in
die dunkle Bucht. Risto hat uns schon erwartet und begrüßt
uns am Steg.
Die mit Holz gefeuerte Sauna ist
schnell heiß, und abends lädt uns Risto zum Abendessen ein,
was seine Frau Päivi lecker zubereitet hat. Wir schildern
unsere Erlebnisse, und als ich von meiner Angelei erzähle,
wird aus dem Fisch ein zwei Meter großer Lachs, den ich nach
hartem, schwerem Kampfe schon fast an Land gezogen habe. Petra
zwinkert mit den Augen, Risto und Päivi zwinkern, und ich
muss auch lachen und beiße in mein dick belegtes Lachsbrötchen...
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